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Toxikologie

Toxikologie, hrsg. von Hans Marquardt, Siegfried G. Schäfer und Holger Barth, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 4. Aufl. 2019, 1 458 S., ISBN 978-3-8047-3657-3, Preis: 268,00 Euro

3 Herausgeber, über 90 Autoren und nahezu 1 500 Seiten – was hier bereits in vierter Auflage stark überarbeitet erschienen ist, stellt ein wahres Opus magnum der Toxikologie dar. Wir alle gehen davon aus, dass die Gegenstände und Substanzen, mit denen wir im täglichen Leben konfrontiert werden, geprüft und sicher sind. Doch wie man auf verantwortungsvolle Weise zu solchem Wissen kommt und welchen Beitrag die Toxikologie leistet, das bleibt oft im Ungewissen.

Dieses – in jeder Hinsicht schwergewichtige – Buch liefert dazu Antworten. Und es birgt einen unglaublichen Informationsreichtum. Den Auftakt bilden allgemeine Aspekte der Toxikologie: die Definition und die Geschichte dieser Wissenschaft, Grundlagen der Biometrie, der Toxikokinetik und des Metabolismus von Fremdstoffen im Körper. Eine zweite Gruppe von Kapiteln handelt die Mechanismen ab, wie die toxischen Substanzen Schaden anrichten können, etwa über die Bildung freier Radikale, eine Schädigung der Erbanlagen oder die Auslösung einer Krebserkrankung. Die Rolle von Stammzellen wird ausführlich besprochen, ebenso die Einwirkung auf wichtige Stoffwechselprozesse wie Transkription oder Apoptose. Grob ein Fünftel des Buchs ist den negativen Einwirkungen auf die Organsysteme gewidmet, wie Niere, Respirationstrakt oder Herz, aber auch dem Blut- und Immunsystem. Ein Kapitel über transgene Nagermodelle steht etwas einsam für sich; vielleicht wäre ein größerer gemeinsamer Abschnitt über Tiermodelle und andere In-vitro- und In-silico-Testsysteme im ersten allgemeinen Teil sinnvoller. Einen weiteren umfangreichen Teil widmen die Autoren den toxischen Agenzien, seien es nun chemisch klar abgegrenzte Gruppen wie N-Nitroso-Verbindungen oder Fluorkohlenwasserstoffe, seien es funktionell verwandte Substanzen wie etwa Rauschmittel, Kampfstoffe oder kosmetische Produkte. Aber auch Strahlungen oder Fasern und Nanopartikel finden gebührend Raum. Mit dem Biomonitoring beginnt ein Abschnitt mit ökotoxikologischem Schwerpunkt. Hier stehen v. a. das Wasser und Lebensmittelinhaltsstoffe im Zentrum der Diskussion. Aspekte der Gesetzgebung, Grenz- und Richtwerte, Möglichkeiten der Risikoabschätzung und Arbeitsmedizin beschließen den langen Weg durch die vielen Facetten der Toxikologie.

Sehr viel Wert wurde auf z. T. höchst umfangreiche Tabellen gelegt; 377 sind es insgesamt. Die über 500 Abbildungen sind nicht 4-farbig, was das Werk nur unnötig verteuert hätte. Stattdessen wurde mit Grautönen, Schwarz und Blau als einem betonenden Farbelement gearbeitet. Der kluge Einsatz dieser Mittel genügt völlig, um einerseits einen lebhaften Eindruck zu vermitteln und andererseits die zentralen Aussagen der Grafiken herauszuarbeiten. Auch eine Zusammenstellung von Vergiftungszentralen und weiteren Informationsquellen fehlt nicht. Insgesamt ein sehr ambitioniertes Werk, das sich gleichermaßen als systematisches Lehrbuch wie als ergiebiges Nachschlagewerk eignet, zur intensiven Lektüre einzelner Kapitel einlädt und einen aktuellen Überblick über die vielen interdisziplinären Facetten der Toxikologie vermittelt.

Dr. Günther Stoll Filderstadt
pharmind 2020, Nr. 6, Seite 756